Page 6 - TALENTE kompakt Lübeck 2019
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6 Ratgeber www.luebeck-jobmesse.de
sTudium oder Wie trifft
Ausbildung? man die beste
Entscheidung?
ÄÄrzte oder Juristen müssen studiert haben. Klar. Ihr selbst reichte eine Ausbildung als Hotelfachfrau nicht. Denn
Doch nicht in allen Berufen ist der Zugang so ein- sie will die großen wirtschaftlichen Zusammenhänge verstehen.
deutig geregelt. Wer sich zwischen Ausbildung und Tief in Themen eintauchen zu wollen - das ist laut Bundesagen-
Studium entscheiden kann, hat die Qual der Wahl. tur für Arbeit mitunter ein Grund, der für ein Studium spricht.
Daneben sollte man für ein Studium ein großes Maß an Diszip-
Dass Nadine Linke in der Tourismusbranche landen würde, lin und Selbstorganisation mitbringen.
hat wohl niemanden sonderlich überrascht. In Indien geboren,
wurde ihr das Fernweh praktisch in die Wiege gelegt. So in- Unter Umständen ist auch der Zugang zur Ausbildung leichter.
formierte sich die heute 18-Jährige auf Messen über potenzielle Für die meisten dualen Berufsausbildungen wird formal kein
Arbeitgeber und Ausbildungswege und entschied sich für ein Schulabschluss vorgeschrieben. Dennoch erwarten viele Be-
duales Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Fachrichtung triebe mindestens einen Hauptschul- oder Realschulabschluss -
Tourismus. «Ich wollte auf jeden Fall in den Tourismus und oder das Abitur. Generell gibt es einen Trend zur Akademisie-
gleichzeitig studieren», erzählt sie. «Es ist sehr stressig und rung. Die Zahl der Studienanfänger ist im letzten Jahrzehnt
gestiegen - von rund 1,9 Millionen im Jahr 2007 auf 2,8 Millio-
zeitintensiv.» nen im Jahr 2017, erklärt Hannelore Mottweiler vom Bundes-
institut für Berufsbildung (BIBB).
Zwar ist ein Hochschulabschluss formal die bessere Qualifika-
tion, gerade für leitende Positionen. «Gemäß des Deutschen
Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen werden Hoch-
schulabsolventen in eine höhere Stufe eingeordnet», sagt Mott-
weiler. Das muss aber nicht zwingend bedeuten, dass jemand
mit Hochschulabschluss andere Tätigkeiten ausübt als jemand
mit einer Ausbildung. In Branchen wie der Mediengestaltung
gebe es mittlerweile so viele Absolventen aus Medien- und
Grafikstudiengängen, dass diese immer häufiger Facharbeiter-
tätigkeiten übernehmen.
Wer sich in Berufen, in denen es mehrere Wege gibt, für ein
Studium entscheidet, sollte vorher zumindest immer ein längeres
Praktikum absolviert haben.
Einen wichtigen Unterschied zwischen der Ausbildung und
AzaLpAF.uümBOoufb.tTseeA2Odbnc9ue:ikzl.smTd,1iIbeEuk0iRlLnlla.Ndeü2gnuEb0AsYnnew1/rgcmb9FkesOegmeaiiTnretnOegKdisLesnIseaAibcfer.roehDnrMrrEiümewuurbnieKieeedtrraegn. dem Studium gibt es noch: Gerade wer sich für Auslands-
aufenthalte während der Ausbildung interessiert, ist
an der Hochschule womöglich besser aufgehoben.
Dort sind sie oftmals üblicher und besser mit dem
Curriculum vereinbar als in einer Ausbildung. Einige
Kommilitonen von Studentin Nadine Linke etwa wech-
seln in der Praxisphase nicht nur den Betrieb, sondern
gleich das Land. Text/Quelle: Sofie Czilwik (dpa)