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12. - 24. Juni 2019                                                3   ANZEIGE

Jobwoche.de

           Man muss die ehemalige SPD-Vorsitzende

           Andrea Nahles nicht mögen, kann manche ihrer

           (Gesangs-)Einlagen belächeln oder ihre teilwei-

           se rustikale Ausdrucksweise falsch auffassen.

           Aber eines sollte man nicht tun, respektlos mit

           ihr umgehen.

           Die SPD galt als Arbeiterpartei, die für die Rechte

           der Schwachen, von Frauen und Randgruppen

           gekämpft hat; Solidarität war ihr Markenzeichen.

           Vorbei – der Umgang der Genossen mit Andrea

           Nahles war schändlich und beschämend. In

           Unternehmen würde man den Betriebsrat einschal-

           ten und von Mobbing sprechen.

           Nicht so bei der SPD. Anonyme Sticheleien und

           gezielt lancierte Beleidigungen – kaum eine andere

           politische Führungskraft in Deutschland wurde

           jemals so öffentlich demontiert und vorgeführt. Nicht

           einmal Martin Schulz vor gut einem Jahr, dem man

           damals auch übel mitgespielt und zum vorzeitigen

           Abgang gedrängt hat.

           Ob er deswegen scheinbar alte Rechnungen beglei-

           chen wollte, aus seiner Illoyalität kein Geheimnis

           machte und jede Zurückhaltung aufgegeben hat?

           Wahrscheinlich ist das nur die übliche Härte der

           Politik, schließlich arbeiten Manager in Unterneh-

           men auch nicht mit Samthandschuhen, aber die

           Rücksichtslosigkeit in der Politik scheint dennoch

           größer zu sein. Während in Firmen Wert auf Team-

           arbeit gelegt wird, ist sich in der Politik scheinbar

           jeder sich selbst der Nächste, geht es nur um

           Machtstrategien und Mandate.

           Interne SPD-Politiker behaupten, Nahles habe die

           Eskalation selbst herbeigeführt. Angeblich war sie

           wenig empfänglich für Kritik und andere Ansichten.

           Dadurch habe sich der Unmut über Monate ange-

           staut. All das mag richtig sein; tatsächlich war der

           Druck, der intern auf sie ausgeübt wurde, aber so

           enorm, dass sie sich dem nicht entziehen konnte.

           Man soll die Hoffnung nicht aufgeben, dass die

           Politik aus diesem Fall lernt. Und mahnend sei ange-

           merkt, dass es Menschen gab, die sich für weniger

           „Klassenkeile“ vor die nächste Bahn geworfen

           haben.                         TEXT: SVEN WOLTER-ROUSSEAUX

           IMPRESSUM

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